In der Rechtsschutzversicherung und vielen anderen rechtlichen Kontexten bezeichnet der Stichentscheid einen besonderen Entscheidungsmechanismus, der insbesondere bei Pattsituationen Anwendung findet. Oftmals wird er eingesetzt, wenn in einem Gremium mit einer geraden Anzahl von Mitgliedern eine Abstimmung ohne eindeutiges Ergebnis endet. In solchen Fällen hat meistens der Vorsitzende des Gremiums das Recht, einen Stichentscheid auszuüben und somit die endgültige Entscheidung zu treffen..
Dieser Mechanismus soll sicherstellen, dass Entscheidungen getroffen werden können, auch wenn keine Mehrheit erreicht wird. Der Stichentscheid ist daher ein Instrument zur Lösung von Entscheidungsblockaden. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der Stichentscheid nicht willkürlich eingesetzt wird. In der Regel sind die Bedingungen und der Rahmen für seine Anwendung in Satzungen, Geschäftsordnungen oder rechtlichen Vorgaben genau festgelegt.
Ein bekanntes Beispiel für die Anwendung eines Stichentscheids ist der Vorsitzende eines Aufsichtsrats in einem Unternehmen. In vielen Ländern hat er bei Stimmengleichheit das Recht, einen Stichentscheid zu treffen, um die Handlungsfähigkeit des Aufsichtsrats zu gewährleisten.
Obwohl der Stichentscheid in vielen rechtlichen und organisatorischen Strukturen vorgesehen ist, wird seine Anwendung teilweise kritisiert. Kritiker argumentieren, dass er zu viel Macht in die Hände einer Einzelperson legt und den Konsens innerhalb eines Gremiums untergräbt. Befürworter hingegen sehen ihn als notwendiges Instrument, um Entscheidungsblockaden zu verhindern und die Funktionsfähigkeit von Organisationen und Gremien zu gewährleisten.